25 | Äddi a merci

Wie schnell doch ein Jahr vergehen kann! Es kommt mir wie gestern vor, dass ich mit meinem ganzen Gerümpel nach Luxemburg gereist bin und doch ist es schon elf Monate her.
Offiziell bin ich noch bis Ende August Europäische Freiwillige, aber weil ich noch so viele Überstunden und Urlaubstage hatte, sitze ich jetzt seit ein paar Stunden schon wieder daheim in Deutschland, schaue mir die Fotos der vergangenen Monate an und versinke in Nostalgie.

Bevor jetzt aber ein Gesamtrückblick über das letzte Jahr entsteht, gibt es erst noch die Geschehnisse der letzten Woche. Da ich nicht mehr gearbeitet habe, hatte ich genügend Zeit, um noch ein wenig Luxemburg und Umgebung zu erkunden, vor allem die deutsch-luxemburgische Grenzregion an der Mosel. Bei strahlendem Sonnenschein bietet es sich natürlich an eine kleine Fahrradtour zu unternehmen und deshalb habe ich mir ein Fahrrad gemietet, bin fröhlich von Grevenmacher nach Remich gestrampelt, habe gepicknickt und bin dann mit der lieben Vera, meiner Mitbewohnerin, weiter nach Schengen und Remerschen gefahren.
Falls du vor hast in nächster Zeit an der Mosel Fahrrad zu fahren, dann fahre auf der deutschen Moselseite. Da ist es deutlich angenehmer, weil auf der luxemburgischen Seite gerade total viel gebaut wird und es wirklich schöneres gibt, als die meiste Zeit auf oder direkt neben der Straße zu fahren.
Was gibt es noch schönes an der Mosel? Richtig, Wein. Der luxemburgische Moselwein ist zum größten Teil Weißwein, aus dessen Trauben auch der Crémant (luxemburgischer Qualitätssekt; es gibt auch Schampesfeste, da gibt es dann quasi Crémant ohne Ende) hergestellt werden kann. Wie es der Zufall so will, war gegenüber der Fahrradstation, an der wir unsere Räder abgegeben haben, auch direkt ein Winzer und was liegt näher, als den Tag dann mit einem schönen Glas Wein ausklingen zu lassen. So stell‘ ich mir den Sommer vor!

Mit dem grandiosen Wetter war es dann aber leider schnell wieder vorbei, war aber auch irgendwie zu erwarten. Jedes Mal wenn ich in Belgien bin, ist das Wetter dort eher suboptimal: Entweder es herrschen sibirische Temperaturen (Brüssel) oder es windet und regnet (Antwerpen). Neu war dieses Mal aber der Mix aus apokalyptischem Regen und friedfertigem Sonnenschein im 10-Minuten-Takt. Ach ja, vielleicht sollte ich auch noch erwähnen, wo ich war. Belgien hat ja durchaus ein paar mehr Städte als Luxemburg. Es hat mich wieder nach Flandern verschlagen und dieses Mal nach Gent und Brügge.
Den ersten Stop habe ich in Gent eingelegt, wo ich Lucy und Maria getroffen habe. Die beiden haben davor ein paar Tage an der belgischen Küste entspannt und zusammen haben wir dann Gent erkundet.
Ich muss sagen, ich bin begeistert von Gent! Lauter süße Cafés, eine wunderschöne Altstadt und überall ist etwas los, was vielleicht auch damit zusammenhängt, dass das vergangene Wochenende das letzte Wochenende vom Gentse Feesten war, ein Kultur- und Theaterfestival. Laut Wikipedia ist das Gentse Feesten das drittgrößte Stadtfestival Europas, nur übertroffen von den Fallas in Valencia und vom Münchner Oktoberfest.
Falls du also nach Gent verreist und es regnet, kann ich das STEK sehr empfehlen. Das ist ein richtig schönes Hipster Café mit skandinavischer Einrichtung und ganz vielen Kakteen und Sukkulenten, die man natürlich auch alle kaufen kann. Und die heiße Schokolade ist auch ganz famos. Schräg gegenüber von STEK ist auch ein Secondhandladen, den ich sehr empfehlen kann (Think Twice).
Was wir sonst noch so von Gent gesehen haben, das kannst du dir auf den folgenden Fotos anschauen:

Abends ging es dann für mich weiter in die (selbsternannte) Hauptstadt der Schokolade. Ist auch kaum zu übersehen, reiht sich doch eine Chocolaterie neben die nächste – leider vor allem die bekannten belgischen Ketten.
Brügge war ein Wechselbad der Gefühle, was das Wetter betraf. Ich war ganz froh, dass es für eine Stunde mal durchgehend gut war als ich mit einem Touriboot durch die Kanäle Brügges getuckert bin. Wasser von unten und von oben wäre dann doch ein bisschen zu viel des Guten gewesen.
Aber was gibt es denn Tolles in Brügge zu besichtigen? In erster Linie: SCHOKOLADE. Die gibt es an jeder Ecke und wenn Waffel am Stiel auf Schokolade trifft, ist das eine ganz famose belgische Kombination, für die mich zwar jeder Belgier steinigen würde (eigentlich isst man eine belgische Waffel nur mit Zucker), aber es schmeckt trotzdem sensationell. Dann gibt es natürlich die berühmte Brügger Madonna von Michelangelo in der Liebfrauenkirche, die ich allerdings fast übersehen habe, wie sie da in ihrem Seitenaltar steht. Außerdem gibt es den Belfried, das ist die Bezeichnung für hohe, schlanke Glockentürme, die vor allem in Flandern sehr verbreitet sind und während der Gotik gebaut wurden als Zeichen des Reichtums der jeweiligen Städte und außerdem den Beginenhof. Natürlich gibt es noch viel mehr Sehenswürdigkeiten und schöne Ecken in Brügge, aber schau doch einfach selbst, was du noch entdecken kannst:

Zurück in Luxemburg hat mich das gleiche traurige Wetter wie in Belgien begrüßt und ob man will oder nicht, da kommt Abschiedsstimmung auf. Die letzten Tage waren geprägt von Kontoauflösung, Abmeldung und allerlei organisatorischem Kram. Unsere geplante Gartenabschiedsparty ist leider ins Wasser gefallen, weswegen wir alles nach drinnen verschieben mussten und es war eine sehr feucht-fröhliche Party – nicht nur wegen des Wetters.
Abschiednehmen ist etwas ganz fieses, vor allem wenn man nicht weiß, wann man die entsprechenden Personen wieder sieht. Die Abschiede letztes Jahr bevor ich nach Luxemburg gefahren bin, sind mir wesentlich leichter gefallen, weil ich ganz genau wusste, spätestens in einem Jahr würde ich alle wiedersehen. Aber dieses Mal ist es ein Abschied auf unbestimmte Zeit und genau das macht es schwieriger. Aber ich bin frohen Mutes, dass es kein Abschied für immer ist, denn die ersten Besuche nach Luxemburg und zu Menschen, die ich hier kennengelernt habe, sind schon in Planung.

In diesem Sinne:
Äddi a merci Lëtzebuerg! Bis zum nächsten Mal!

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